Hessische Jagdsaisson

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Jagdgesetz

421 Katzen und 11 Hunde in Hessen legal erschossen

Der Finanzminister geht mit Kätzchen auf Kuschelkurs, zugleich werden wild lebende Katzen im Rahmen des Jagdschutzes in Hessen immer noch legal erschossen. Und auch Hunde können ins Visier der Jäger geraten.

Rund 200 Likes heimste Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) kürzlich auf Facebook für Fotos (hier und hier) ein, auf denen er mit kleinen Katzen schmust. Anlass war sein Besuch beim Verein für Katzenbabyrettung in Marburg, dem er 1.000 Euro übergab.

Die Kätzchen wurden vor einem Leben in freier Wildbahn gerettet. Nach dem hessischem Jagdgesetz hätten die Tiere aber auch auf Beutefang-Tour erschossen werden können. 421 Katzen und elf Hunde haben Jäger in Hessen in der vergangenen Jagdsaison getötet – weil sie gewildert haben sollen.

Koalitionsvertrag verspricht Prüfung des Jagdgesetzes

Dabei hatten CDU und Grüne in ihrem Koalitionsvertrag ein Fragezeichen hinter diese Praxis gemacht. Beide Parteien kündigten an, den Katzenabschuss wissenschaftlich zu bewerten und die Regelung zum Töten wildernder Hunde und Katzen gegebenenfalls zu ändern.

Das Landtagswahlprogramm der Grünen hatte sogar ein Abschussverbot von Haustieren vorgesehen. Schäfers Kollegin und Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) soll also in dieser Wahlperiode prüfen, ob das Hessische Jagdgesetz so bestehen bleiben darf.

Bis dahin bleibt die Voraussetzung für den tödlichen Schuss eines Jägers lediglich: Die Katze ist auf Beutefang zwischen 300 bis 500 Meter (je nach Saison) von der nächsten Wohnsiedlung entfernt. Auch Hunde kann das Schicksal ereilen, wenn sie Wild hetzen.

Jägersicht: Das Gesetz muss bleiben

Aus Jägersicht ist das Gesetz richtig: Die Artenvielfalt muss geschützt werden, Hunde dürfen nicht Wild reißen und streunende Katzen keine Vögel töten. Tierschützer bezweifeln das. Mike Ruckelshaus von der Tierschutzorganisatzin Tasso mit Sitz in Hattersheim sagt: "Wir haben die höchste Singvogeldichte in den Siedlungsbereichen, wo viele Katzen leben."

Klaus Röther vom Landesjagdverband verweist dagegen auf die Überpopulation herrenloser Katzen. "In Hessen leben rund 500.000 verwilderte Katzen", sagt er. "Die fangen rund 1.000 Vögel im Jahr und bedrohen dadurch Bodenbrüter oder Junghasen." Röther betont aber auch: "Aber generell ist es ja nicht so, dass die Jäger am Feldrand sitzen und auf Katzen warten."

"Hoffe, auch viele Katzenfänge!"

Doch es gibt ihn, den Schlag Jäger, der Freude am Töten von Katzen hat. Im Jäger-Forum "Wild und Hund" schreiben Nutzer online unter einen Artikel über Katzen in Fundfallen: "Super! Hoffe, auch viele Katzenfänge!" und "‘Fuchswoche‘ ist einmal im Jahr, ‘Katzenwoche‘ ist 52 mal im Jahr. Fangen, Foto machen, in den Kartoffelsack und ab zum Fundbüro."

Im Internet können Jäger Fangbügel kaufen, die zum Teil ausdrücklich für die Katzenjagd beworben werden – dazu noch Katzenlockmittel aus der Dose. "Das sind die schwarzen Schafe unter den Jägern", grenzt sich Röther ab.

Der Pressesprecher des Landesjagdverbandes hat ebenso kein Verständnis für den Abschuss zweier Familienhunde. Gastjäger aus Holland hatten die Tiere Anfang des Jahres erschossen. "Das war eine Schweinerei", sagt Röther, doch man habe als Verband keinen disziplinarischen Zugriff auf seine Mitglieder, das sei Aufgabe der Jagdbehörde. "Wir versuchen von unserer Seite aus, die Jäger gut auszubilden und ihnen Regeln und Werte zu vermitteln."

Lösung: Zusammenarbeit Jäger und Tierschützer

Tierschützer Ruckelshaus fordert dennoch ein generelles Abschussverbot. "Wir haben ausreichend gesetzliche Alternativen, um Halter, deren Hunde streunen oder wildern zur Verantwortung zu ziehen", sagt er.

Selbst der Landesjagdverband sieht Alternativen. Röther fordert, Hundehalter müssten besser im Umgang mit ihrem Tier geschult sein und den Hund anleinen. Sinnvoll sei es, mit Tierschützern und Kommunen zusammenzuarbeiten, um wilde Katzen einzufangen und zu sterilisieren.

Einzig in der Frage, ob man die verwilderten Katzen danach wieder freilässt oder lieber in den überfüllten Tierheimen lässt, ist man sich noch nicht einig. Doch vielleicht kann sich Umweltministerin Hinz in dieser Frage ja von Katzenfreund und Kabinettskollegen Schäfer beraten lassen.

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